kinjiro – Sarah – 4 – Zufrieden

Müde rieb sich Sarah die Augen. Es wurde wirklich Zeit, dass sie mit ihrer Arbeit fertig wurde. Seit fast acht Sunden hatte sie nun ununterbrochen gelesen, übersetzt, getippt und dann wieder von vorn begonnen, so dass sie jetzt allmählich ihren Feierabend herbei sehnte. In letzter Zeit gab es ungewöhnlich viel zu tun in der Redaktion, so dass Sarah seit gut zwei Wochen regelmäßig Überstunden machte. Das war ziemlich anstrengend, Sarah aber auch ganz recht. Immerhin wirkte sich die viele Arbeit überaus positiv auf ihr Bankkonto aus. In letzter Zeit hatten sie und Sean doch einige Ausgaben zu tragen gehabt, die so nicht geplant gewesen waren, und so kam ihnen das zusätzliche Geld gerade Recht. Nichtsdestotrotz sah sie dem ersehnten Feierabend mit etwas gemischten Gefühlen entgegen. Schließlich stand danach noch ein nicht ganz gewöhnlicher Besuch bei Jeanie an.

Als Jeanie sie vor einiger Zeit um den Gefallen, den Sarah ihr heute Abend tun würde, gebeten hatte, da war Sarah nicht wirklich begeistert davon gewesen. Erst hatte sie abgelehnt, aber Jeanie hatte nicht locker gelassen, und mit einiger Überredungskunst hatte sie es geschafft, ihre jüngere Freundin umzustimmen. Und so würde Sarah heute Abend im Rahmen einer kleinen von Jeanie veranstalteten Verkaufsveranstaltung einige Produkte präsentieren. "Präsentieren," dachte Sarah, "war wahrlich die zutreffendste Beschreibung." So wie Sarah das sah würde sie nämlich weit mehr als nur ein paar Kleidungsstücke vorführen, vor allem würde sie sich selbst zeigen müssen. Natürlich hatte Sarah schon früher gelegentlich als Model gearbeitet, nämlich als sie die Bilder für die Website gemacht hatte. Aber das war etwas ganz anderes gewesen. Damals hatte sie ihr Publikum nie – oder zumindest nicht live – zu Gesicht bekommen. Heute hingegen würde sie allen ganz nah sein. Wenigstens würde das Publikum nur aus anderen Frauen bestehen, alle in einem Alter zwischen dem ihrem und Jeanie’s. Aber das machte die Sache nicht unbedingt einfacher.

"Stell dir einfach vor, es wäre eine Tupperware-Party." hatte Jeanie gesagt.

"Nur dass ich diese Tupperware anziehen muss." hatte Sarah geantwortet und Jeanie so zum Schmunzeln gebracht.

Letzten Endes hatte Jeanie es aber doch geschafft, sie als Model für die Dessous-Party zu gewinnen. Nicht zuletzt weil Sarah die Einzige war, die Jeanie hatte engagieren können, wollte sie ihrer Freundin nun auf jeden Fall aushelfen. Das Einzige, was Sarah nach wie vor wunderte, war, dass Jeanie eine Dessous-Party abhielt, auf der eigentlich nur Mode für molligere Damen vorgeführt wurde. Das passte eigentlich so gar nicht zu Jeanie, auch wenn die in den letzten vier Monaten ein wenig zugenommen hatte. Andererseits war das vielleicht auch der Grund, warum Jeanie plante, von nun an öfter solche Parties zu veranstalten – sofern sie halbwegs erfolgreich verliefen. Denn Jeanie’s Gewichtszunahme kam nicht von ungefähr und würde sie wohl bald nötigen, ihren Job im Fitnesscenter zumindest für eine Weile an den Nagel zu hängen. Paul und Jeanie erwarteten ihr zweites Kind, so dass Jeanie einfach für die anstehenden letzten Monate der Schwangerschaft und die Zeit nach der Geburt eine Alternative gesucht hatte, wie sie ein wenig jobben könnte. Die Sache mit den Dessous-Parties war ihr da ganz offensichtlich als eine gute Idee erschienen.

In der Tat war Sarah, nachdem sie sich erst auf den Heimweg und dann auf zu Jeanie gemacht hatte, nicht so nervös gewesen, wie sie noch den ganzen Tag über befürchtet hatte. Eigentlich hatte es sogar etwas ganz prickelndes, die eigenen Kurven vor fremden Publikum zu zeigen – auch wenn wohl eher die Kleidungsstücke die Aufmerksamkeit der potentiellen Kundinnen auf sich ziehen sollten. Jedenfalls sah Sarah dem Ganzen weit gelassener entgegen als noch vor ein paar Wochen, als Jeanie sie zum ersten Mal gefragt hatte. Natürlich spürte sie ihr Herz in ihrer Brust stärker als sonst schlagen, als sie sich nicht ganz zwei Stunden später das erste Mal in Jeanie’s Schlafzimmer umzog. Doch sie war weit davon entfernt, sich nun zu wünschen, die ganze Sache doch abgesagt zu haben. Sarah schlüpfte in die erste Kombination – ein roter BH mit dazu passender Panty – und warf einen letzten Blick in den Spiegel, bevor sie sich auf den Weg ins Wohnzimmer machen wollte. Dort erwartete man sie sicher schon, auch wenn die Gesellschaft dort dem Lautstärkepegel nach zu schließen auch jetzt schon ganz gut gelaunt war.

Sarah’s Blick wanderte langsam an ihrem Körper hinunter. BH und Panty passten ihr sehr gut, unterstrichen sogar die üppigen Kurven noch, die sie nach wie vor mit sich herum trug. Und das, wie ihr ein Blick in den großen Wandspiegel im Schlafzimmer der Hendersons bestätigte, in einer Art und Weise, die sie gar nicht mal so übel aussehen ließ… In den letzten Wochen und Monaten hatte Sarah einen bisweilen recht erbitterten Kampf gegen ihre Pfunde geführt. Seitdem sie vor einiger Zeit das erste Mal die 100-Kilo-Grenze überschritten hatte, hatte sie das Gefühl gehabt, unbedingt wieder abnehmen zu müssen. Immerhin, je nachdem wie man das Ganze betrachten wollte, hatte sie zwischen 35 und 50 Kilogramm Übergewicht auf die Waage gebracht. Das war dann sogar Sarah zuviel gewesen. In der Folge hatte sie sich bemüht, wieder etwas mehr auf ihre Ernährung zu achten. Sie hatte nicht Diät gehalten, aber eben auch nicht mehr so kräftig zugelangt wie zuvor. Eine Zeit lang war ihr das ganz gut gelungen und sie hatte einige Pfunde verloren. Die sie dann auch gleich wieder zugenommen hatte, als sie nur für ein paar Tage ihre Bemühungen ausgesetzt hatte. Dann hatte sie wieder von vorn begonnen, noch engagierter und auch mit mehr Erfolg. Zunächst jedenfalls. Sie hatte wieder eine Zeit lang abgenommen, war sogar wieder auf unter 90 Kilogramm gekommen. Aber das Gewicht hatte sie dann doch nicht halten können, zum einen schmeckte es ihr manchmal einfach zu gut und dann gab es da ja noch diese eine Sache, von der sie und Sean einfach nicht genug bekommen konnten. Schließlich konnte auch der Sex danach die aufgenommenen Kalorien nicht zur Gänze wieder verbrennen. So hatte sich das Auf und Ab ihres Gewichtes ständig wiederholt in den letzten Monaten, bis selbiges sich schließlich bei 92 Kilogramm einzupendeln schien. Die hielt sie nun schon seit ein paar Wochen, und trotz kleiner Schwankungen war sie damit wirklich sehr zufrieden. Vielleicht war alles nur eine Sache der Gewöhnung gewesen, denn ihr gesetztes Ziel, wieder so schlank wie früher einmal zu werden, hatte sie nicht erreicht. Aber das war auch nicht mehr so wichtig, denn mittlerweile fühlte Sarah sich auch mit den Pfunden pudelwohl und war manchmal sogar ganz froh darum. Wenn sie es nicht ständig übertrieb, dann konnte sie ihr Gewicht relativ problemlos halten, und gleichzeitig musste sie sich auch nicht zurückhalten, damit sie ja nicht zunehmen würde.

Überhaupt hatte sie noch eine andere, eigentlich ganz interessante Entdeckung gemacht in der Zeit, in der ihr Gewicht so hinauf und hinab gewandert war. Wann immer sie einige Kilos abgenommen hatte, so waren ihr viel mehr Komplimente ihrer Kollegen bei der Arbeit zuteil geworden. Umgekehrt hatte sie festgestellt, dass die Komplimente von Seiten ihres Mannes häufiger und vor allem ehrlicher gekommen waren, wenn sie gerade wieder etwas zugenommen hatte. Wenn sie das Ganze so betrachtete, dann hatte sie also die Wahl, entweder allen anderen zu gefallen – oder nur ihrem Mann und sich selbst. Sarah hatte nicht lange überlegen müssen, welche die richtige Entscheidung war. Und jedes Mal, wenn sie und Sean miteinander kuschelten, er mit seinen Händen sanft über ihre Rundungen streichelte, vorsichtig in ihren Bauch piekste oder ihren weichen Speck mit seinen Fingern knetete, dann wusste sie, dass sie sich richtig entschieden hatte. Es gefiel ihr, wie ihr Bauch sich in zwei süße Speckrollen legte, wenn sie sich setzte und wie er sich rundete, wenn sie stand. Auch die Rundungen an Busen und Po waren ausgeprägt genug als dass sie Sean jederzeit damit verrückt machen konnte. Und was könnte noch mehr Wert sein als dass sie beide glücklich waren?

Sarah hatte nicht die Figur eines Models. Jedenfalls nicht die Figur eines Models im herkömmlichen Sinne. Und trotzdem wusste sie, dass sie schön war. Keine Ecken und Kanten, dafür Kurven und Rundungen. Eben genau so, wie eine Frau sein sollte.

Sarah öffnete die Schlafzimmertür und warf einen letzten, flüchtigen Blick in den Spiegel, bevor sie zu den anderen ging.

"Das bin ich." dachte Sarah und lächelte, während sie noch mit den Fingerspitzen ihrer rechten Hand über ihren Bauch strich. "Und genau so will ich bleiben."

Ende

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